Heckmotor 1964-1990

Skoda 1000 MB

In den 60er Jahren kam es zu einer gänzlichen Neuorientierung bei Skoda in Mlada Boleslav. Um die Kosten zu senken und im Wettbewerb mithalten zu können, entwickelte Skoda ein neues Konzept: die Geburtsstunde der Heckmotorfahrzeuge bei Skoda. Um dieses ehrgeizige Konzept umsetzten zu können, wurde ein komplett neues Werk erreichtet, in dem auch ein ganz neuer Grad an Automatisierung zu tragen kam. Wie uns die Geschichte zeigt, sollte dieses neue Grundkonzept Skoda bis ins Jahr 1990 begleiten. 1964 rollte der erste 1000 MB vom Band. Die größten Neuerungen lagen in der Anordnung des gesamten Antriebssatzes im Heck, der erstmaligen Verwendung einer selbst tragenden Ganzstahlkarosserie. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Wirtschaftlichkeit gelegt, was besonders in der geringen Eigenmasse von 725 kg zum Ausdruck kam. Angetrieben wurde der Viertürer von einem wassergekühlten Vierzylinder mit 988cm³ Hubraum und einer Leistung von 42 PS* bei 4650U/min. Die Motorleistung erhöhte sich im Laufe der Jahre und wurde auch durch das Angebot eines 1100 mit 52 PS* bei 1107cm³ ab 1967 abgerundet. Insgesamt wurden von diesem Typ, also dem 1000/1100 MB (in diversen Ausstattungsvarianten) und dem MBX Tudor (zweitürige Luxusversion), bis 1969 443.141 Stück erzeugt.

Der neue Motor

Der Skoda 1000 MB hatte als erstes Modell den neuen, im Druckgussverfahren hergestellten, Aluminiummotor erhalten. Von 988 cm³ mit einem Zylinderkopf aus Gusseisen bis zu 1397 cm³ mit einem Achtkanalzylinderkopf aus Aluminium bewegte sich die Palette der hergestellten und immer wieder verbesserten Versionen. Der Motor erbrachte in der Serienauslieferung eine Leistung von 42-68 PS und wurde bis zum 26.März 2003 produziert und zuletzt in das Modell Fabia eingebaut.
Dieser Motor bewegte alle Heckmotormodelle und Favorits, die meisten Felicias und viele Fabias. Mit einer Produktionszeit von 39 Jahren mittlerweile eine Legende im Motorenbau.

Skoda 100/110/110 LS

Im Jahr 1970 ging der Nachfolger vom 1000 MB in Produktion. Es handelte sich um eine modernisierte Karosserie, die z.B. zu einer Vergrößerung des Kofferraums im Bug führte. Auch sicherheitstechnisch kam es zu Verbesserungen, wie den an den Vorderachsen angebrachten Scheibenbremsen. Motorisch kam es zu keinen schwer wiegenden Veränderungen. Die Fahreigenschaften wurden 1976 noch durch die Einführung des modernen Jikov 32 EDSR Doppelregistervergaser verbessert. Von 1969-1977 wurden vom S100 & S110 und dem stärkeren 110 LS (62 PS*) insgesamt 1.079.708 Stück hergestellt. Ergänzt wurde die Angebotspalette durch die Rückbesinnung auf vergangene sportlichere Fahrzeugtypen mit der Entwicklung einer Coupé-Version.

Skoda 110 R

Der 110R, zu dieser Zeit das einzige in Serie gebaute Coupé hinter dem Eisernen Vorhang, entwickelte sich zum vollen Erfolg. Die Produktion lief von 1970 bis 1980 und umfasste 56.902 Stück, die im Werk Kvasiny erzeugt wurden. Der Motor entspricht dem des 110 LS. Mit einer Weiterentwicklung dieser Type errang Skoda von da an wieder große Rallyerfolge. Die Entwicklungsarbeit im Zuge des Motorsports lieferte die wesentlichen Vorarbeiten zu einer grundlegenden Neugestaltung und damit der Entwicklung der nächsten Modellgeneration.

*Bei den PS-Angaben handelt es sich um nach der SAE gemessene Werte, was gegenüber der heute üblichen Angabe nach DIN zu etwas höheren Werten führt.

Skoda 105/120/120 LS/125

Der vom herrschenden System in der damaligen CSSR vorgegebene Finanzrahmen für die Entwicklung eines neuen Angebots bei Skoda machte es trotz massiver Bemühungen im Werk nicht möglich, eine, der westlichen Entwicklung folgende Neukonstruktion in Serie gehen zu lassen. Folglich kam es zu der Neuentwicklung der Type 742, also den Modellen 105 S, 105 L, 105 GL, 105 SP mit 46 PS bei 4800U/min und einem Hubraum von 1046 cm³ sowie der stärkeren Modelle 120, 120 L, 120 LE, 120 GL mit einem 1174cm³ Motor der 52 PS bei 5000 U/min leistet. Als Spitzenmodell wurden noch die Skodas 120 LS und 120 GLS mit einer Leistung von 58 PS bei 5200 U/min angeboten. Neben einer neuen, zeitgemäßen Karosserie die den erhöhten Sicherheitsansprüchen nach ECE Genüge tat, wurden unter anderem der Tank nach hinten und der Kühler in den Bug verlegt sowie eine durch Gelenke geteilte Lenkradwelle installiert. All dies geschah ohne wesentlich die Produktionsanlagen verändern zu müssen außer der Errichtung eines neuen Presswerkes und einer Lackiererei, die einen Korrosionsschutz per Elektrophorese ermöglichte.
Dieser Typ wurde aufgrund seiner langen Produktionsdauer (1976-1990) immer wieder umgestaltet und modernisiert. Äußerlich ist dies besonders gut an den Scheinwerfern, der Stoßstange und den Blinkern zu erkennen. Diese grundlegende Modernisierung erfolgte im Modelljahr 1984. Viele der wesentlichen Veränderungen verbargen sich im Inneren des Fahrzeuges, diese wurden in Verbindung mit der Entwicklung stärkerer Typen umgesetzt. So wurde ein Fünfganggetriebe angeboten, die Spurweite verbreitert, was nach Werksangaben zu Folge eine Verbesserung des Federungskomforts von 29% verursacht und die hintere Radaufhängung der des Skoda Garde angeglichen. Auch die Zahnstangenlenkung ist nun mit Ausnahme des Typs 105 Serie, sowie eine automatische Ansaugluftvorwärmung.
1988 wurde noch eine neue Version des 120 als 125 auf den Markt gebracht.
Über den Zeitraum von 1976-1990 wurden 1.961.295 Fahrzeuge dieser Typen gebaut.
Als Unterscheidungsmerkmal bei den Zylinderköpfen gilt es folgendes zu beachten:
S105 – schwarz
S120L – gelb
S120LS – grün
S130L – braun
Die Markierung ist auf den Graugußzylinderköpfen über dem ganzen runden Skodazeichen an der Zündkerze des ersten Zylinders.( Danke Skomo für diese Information)

Skoda Garde/Rapid 120

Im Jahr 1981 wurde das bewährte Skoda 110 R Coupé durch den neuen Skoda Garde ersetzt. Der neu konstruierte zweitürige Wagen wurde für den Export als Rapid 120 G bezeichnet. Entsprechend der Absichten, den Wagen auch verstärkt in den Westen zu exportieren, wurden entsprechende Sicherheitstest und die vorgeschriebene Materialkennzeichnung durchgeführt. Er wurde aus dem im Werk Kvasiny gebauten Prototypen S743 entwickelt.
Der Motor und das Getriebe kamen vom Mutterwerk in Mlada Boleslav, die Hinterachse und die Radaufhängung wurden vom BAZ Bratislava produziert. Die Zusammenstellung der Karosserie und die Montage erfolgten in Kvasiny bzw. Bratislava.
Neben der Neugestaltung der Karosserie war die Umgestaltung der Einzelradaufhängung an der Hinterachse von besonderer Bedeutung. Um die zum Teil ungünstigen, zum Übersteuern neigenden Fahreigenschaften in Kurven zu verbessern, entwickelte Skoda eine Aufhängung unter der Einbeziehung der vorhandenen Teile: Einzelradaufhängung mit Halbschlepplenkern, Schubstange mit Schräg-Pendelschwingachse und Teleskopstoßdämpfer. Auch die vorderen Räder waren an einer Einzelradaufhängung befestigt und sie wurden durch eine neue Zahnstangenlenkung in der Spur gehalten. Ebenso besitzt das Coupé eine neue wirkungsvolle Vierkolben Scheibenbremse an der Vorderachse. Der leistungsstärkere und im Hubraum vergrößerte Motor mit 1.173 ccm brachte bei 5.200 U/m und einer Kompression von 9,5:1 eine Leistung von 58 PS. Er bildete mit dem Getriebe eine Einheit. Für den Export wurde er mit einem serienmäßigen Ölkühler ausgestattet. Der Wasserkühler wurde gegenüber dem Vorgängermodell aus dem Motorraum verbannt und im Bug des Wagens installiert und mit einem temperaturabhängigen Ventilationssystem ausgestattet. Auch die Position des Tanks wurde verändert und zwar unter die hintere Sitzbank. Diese Maßnahme führte zu einer erheblichen Vergrößerung des Kofferraums.
In der Phase des Übergangs zu der neuen M Serie wurde noch eine geringe Stückzahl mit der modernisierten Karosserie und den 1,2 Liter Motoren hergestellt und im Gegensatz zum späteren Rapid 130 nur als Rapid bezeichnet.
Vom Skoda Garde wurden im Zeitraum von 1981-1984 8248 Stück und vom Rapid 120 wurden 1984 2931 Stück hergestellt. Insgesamt wurden nur 11.179 Stück erzeugt.
Mehr über den Garde aus Bratislava hier.

Skoda Rapid 130/135/136

Mit dem Modellwechsel im Jahr 1984 wurden auch die Erfahrungen aus dem Garde in die Coupéfertigung integriert und damit wieder die Konformität zur übrigen Fahrzeugpalette bei Skoda hergestellt.
Von 1984-1988 wurde der Rapid mit einem 1.289 cm² ausgestattet, ab 1987 bis 1990 war er auch als 135 / 136 erhältlich.
Insgesamt wurden 33.455 Stück hergestellt

Skoda 130/135/136

Wie oben angesprochen wurden nach den 105/120 Typ weitere, stärkere Modelle angeboten. Im Zuge der Modernisierung der bestehenden Modelle im Jahr 1984 wurde der leistungsstärkere und drehfreudigere 1289 cm³ Motor vorgestellt. Die Fahrzeuge wurden als 130 L und 130 GL angeboten und hatten 58 PS und 97 Nm bei 2850 U/min. Ab 1987 wurden auch noch Fahrzeuge mit der Bezeichnung 135 L, 135 GL die speziell gehärtete Ventilsitze, sowie eine geringere Verdichtung von 8,8 aufweisen und daher für den Betrieb mit bleifreiem Kraftstoff geeignet waren. Von diesem Typ wurden auch noch einige wenige Modelle für den Export mit Einspritzung und Katalysator ausgestattet. Als stärkster, jemals in Serie gebaute Heckmotorskoda, erschien 1987 auch der 136 L und 136 GL Typ. Mit der hohen Verdichtung von 9,7 und dem Bedarf an 96 Oktan verbleitem Benzin leistete der Motor 63 PS und hatte ein Drehmoment von 100 Nm bei 3000 U/m. 135/136 weisen auch einen neuen aus Aluguss hergestellten Achtkanal-Zylinderkopf auf.
Insgesamt wurden 52.400 Stück hergestellt.

Škoda 135Gli

Škoda 135Gli ist der erste Skoda mit Benzineinspritzung und Katalysator. Die 135 Serie mit Heckmotor war eine Notwendigkeit um die strengeren Abgasnormen in den westlichen Exportmärkten zu erfüllen. So ist der 135 mit bleifreiem Benzin zu betreiben und der GLi mit einer Einspritzung und geregelten Katalysator für die USA, Canada, England, Österreich und Norwegen (US Norm 83) ausgerüstet. Die ersten 135i waren schon im Jahr 1987 in Erprobung und die Produktion startete auch in diesem Jahr.

Beim Motor handelt es sich um eine Modernisierung im Zuge der Entwicklung für das Nachfolgemodell, den Favorit. Unter anderem wurde in der Fertigung das Kolbenspiel reduziert, sowie Kurbelwelle und Hauptlager verstärkt In der Version mit Einspritzung wurde eine auch bei Renault verwendete computergesteuerte Bendix-Singlepoint-Benzineinspritzung adaptiert und ein 3-Wege-Katalysathor mit Lambdasonde nachgeschalten. Im Gegensatz zu den konventionellen 130 Motoren konnte der 135 mit Normalbenzin statt Super betrieben werden.

Der Wagen verfügte über einen 1289 cm³ Motor mit 55 PS und erreichte bei einer Beschleunigung von 17,2 sek von 0-100 eine Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h und verbrauchte von 6,6-9,9 Liter.

135Gli und die 135 Serie mit Heckmotor ist sehr selten. Von der 135 Serie mit Vergaser (L, GL) und Einspritzung (Gli) wurden nur 1020 Stück gebaut, davon dürften ca.400 Stück i-Modelle sein. 181 GLi Fahrzeuge wurden z.B. nach Kanada exportiert. Die Mehrzahl waren Fahrzeuge mit Vergaser. Vom Modell Rapid wurden nur 1272 Stück gebaut und es gab auch hier einen Überhang an Vergasermodellen. Škoda Auto kann nicht genau sagte, wie viele Gli und Ric Modelle wirklich produziert wurden, in jedem Fall handelt es sich um ein ungemein seltenes Modell, auch wenn er der billigste Wagen in Österreich war und 1989 ab 96.900 ATS (Euro: 7042) kostete.

Text und Fotos: Wolfgang Kramer