Vorkriegsmodelle 1895 -1945

1895: Vom Fahrrad zum Motorrad

1895 nahmen der Fahrradmechaniker Václav Laurin und der Buchhändler Vaclav Klement unter dem Namen „Tovarna Velocipedie SLAVIA“ in Turnov die Produktion von Fahrrädern auf. Die Namensgebung war in der national gefärbten Atmosphäre dieser Zeit als bewusstes Gegenstück zur schon in Produktion befindlichen deutschen Marke „Germania“ gewählt. Die Firma wuchs schnell, umfasste bald 40 MitarbeiterInnen und wurde nach Mlada Boleslav an den heutigen Standort verlagert. Wenige Jahre später, 1900, begann die Firma mit der Herstellung von 1,25 PS starken Motorrädern, die unter der Marke „Laurin & Klement“ bis nach England exportiert wurden. Schon 1903 wurde mit dem Typ CC, eine Zweizylinder-V-Motor vorgestellt. Die CCR Rennversionen der Maschinen erreichten damals schon Geschwindigkeiten von über 100 km/h. 1904 wurde ein leistungsstarkes 4-Zylinder Motorrad mit 570 ccm vorgestellt. Die Firma wuchs in der Zwischenzeit auf über 200 MitarbeiterInnen. Zahlreiche internationale Rennsiege begründeten den guten Ruf der Firma. Die gute technische Qualität der Konstruktionen führte zu einer Lizenzfertigung der L&K Motorräder in Deutschland.

1905: Die ersten Automobile und die Phase der Expansion

Im Jahre 1905 erfolgte nach ersten Versuchen um die Jahrhundertwende die Fertigung von Automobilen. Das erste Fahrzeug, die Voiturette A ausgestattet mit einem Viertakt-Benzinmotor mit zwei Zylindern, wassergekühlt, V-förmigem Aufbau und im Front eingebaut, mit einer Leistung von 6,5 PS, war der Beginn einer langen Tradition. 1907 umfasste das Angebot schon 9 verschiedene Modelle. Die Palette war beachtlich vom Modell A über einen 4-Zylinder Rennwagen mit 100 PS bis hin zu Transportern und Omnibussen. Gleichzeitig wurde der erste Straßen 8-Zylinder mit 4,9 Liter Hubraum entwickelt der mit 45 PS glänzte. Bedingt durch das Wachstum der Firma entschlossen sich die Gründer 1907 zu einer Umwandlung des Familienunternehmens in eine Aktiengesellschaft. Die Fahrzeuge wurden in die ganze Welt exportiert und die AG wuchs, nicht zuletzt durch den Kauf (1912) der Reichenberger Automobilfabrik RAF, zum größten Automobilhersteller in der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie. Der Erste Weltkrieg wirkte sich tief greifend auf die Entwicklung von Škoda aus. Die Produktpalette reduzierte sich von 16 verschiedenen Automodellen und Motoren auf Waffenproduktion und der Betrieb wurde unter Militärverwaltung gestellt. Von 1905 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges haben die Produktionshallen von Laurin und Klement über 4300 Fahrzeuge verlassen.
Die hohe Qualität der Fahrzeuge lässt sich sicher auch dadurch messen, dass eines der ersten Fahrzeuge der Wiener Polizei im Jahr 1910 ein Laurin und Klement war.

1925: Die Fusion mit Škoda

Nach dem Krieg viel es Laurin und Klement nicht leicht sich in der neuen selbstständig gewordenen Tschechoslowakei zu etablieren. Die Konkurrenz der anderen Fabriken, insbesondere von Tatra war beachtlich, zumal die Firma in Koprivnice auf den Zug der Zeit aufgesprungen war und „günstige“ Volkswagen, wie den Typ 11 produzierte, die nur die Hälfte derer von Škoda kosteten. In den zwanziger Jahren war die Produktion auf zahlreiche PKW- und LKW-Typen, Busse, Flugzeugmotoren und landwirtschaftliche Maschinen angewachsen. Zur Stärkung der Marktposition, in einer für Laurin und Klement schweren Zeit, fusionierte das Unternehmen 1925 mit den zum Weltkonzern gewachsenen Škoda-Werken aus Pilsen. Diese hatten zwar seit 1919 eine eigen Automobilabteilung fertigten jedoch nur Modelle nach der Lizenz vom französischen Hersteller Hispano Suiza. 5 PKW Typen sowie zwei Typen leichter und schwerer Nutzfahrzeuge mit 4-, 6 Zylindern entstanden unter dem neuen, gemeinsamen Firmen-Logo Škoda. Nach einer Konzentration auf die kleine Type 110 wurde erst ab 1929 wieder ein 8- Zylinder Wagen angeboten.

Das Skodalogo

Immer wieder wird die Frage nach Bedeutung und Ursprung des Škodalogos gestellt. Hier der Versuch einer Antwort: Aufgrund des Wachstums, der zunehmenden Professionalisierung und Versfestigung am Markt erkannten die Škoda-Werke in Pilsen zwischen 1921 und 1923 die Bedeutung eines eingetragenen Markenzeichens. Die ursprüngliche Idee des geflügelten Pfeils dürfte durch ein Wandrelief in Emil Škodas Büro angeregt worden sein. Es entstanden mehrere Entwürfe, wobei der eigentliche Gestalter des Logos nicht bekannt ist. Im Dezember 1923 wurde das Logo min der uns bekannten Gestalt registriert.

Nach der Fusion arbeiteten in Mlada Boleslav 1800 MitarbeiterInnen im Zweischichtbetrieb. Es kam zu einer Reorganisation der Produktion: Lastwagen (primär) und Spezialfahrzeuge, Werkzeugmaschinen, Abgüsse und Schmiedestücke wurde nach Pilsen verlagert, in Mladá Boleslav konzentrieret sich die Montage. Ab 1928 wurde die Produktion schrittweise auf Neuentwicklungen umgestellt. Der letzte auf Laurin und Klement Entwicklungen basierende Lastwagen Typ 505 wurde 1933 montiert.Die Einführung neuer Modelle war maßgeblich mit der laufenden Investitionspolitik verbunden, denn neben einer neuen Karosseriefabrik wurde 1928 auch eine neue Halle zur Fließbandfertigung errichtet deren Kapazität im Dreischichtbetrieb 85 Autos pro Tag betrug. Die tatsächliche Produktion betrug im Jahr 1929 allerdings lediglich 7.104 Einheiten.

Restrukturierung und der Blick auf die schmale Brieftasche.

Um ökonomischer produzieren zu können, begann man 1928 die Fahrzeugpalette zu vereinfachen. Es entstanden der Typ Škoda 4R und 6R. Um die komplexen Abläufe der Automobilproduktion leichter verwalten zu können, wurde 1930 die Produktion von Automobilen im Rahmen des Škoda-Konzerns als selbständige Automobilindustrie-Aktiengesellschaft (ASAP) ausgegliedert. Die Typen 4R und 6R waren ob ihrer Größe für den damaligen Markt nur ein Minderheitenprogramm, es mussten billigere und modernere Fahrzeuge her. So entstanden die neuen Typen 422, 430, 645 und 860, wobei die erste Ziffer immer die Zylinderanzahl und die weiteren Stellen die Leistung in PS definieren. Der 430 zeigte sich als der Wagen, der sich am besten absetzen ließ. Von dem 4-Zylinder Wagen mit 30 PS bei 1661cm² wurden von 1929-1932 3.028 Stück produziert vom kleineren Bruder 422 von 1930-1932 3.435 Stück. 1931 wurde wieder ein neuer Sechszylinder mit der Typenbezeichnung 633 auf den Markt gebracht. Er erwies sich als technisch sehr gelungen, konnte sich aber trotz des verhältnismäßig guten Preises nicht gerade zum Verkaufsschlager entwickeln.

Der Neustart

Mit den Fahrzeugtypen 418 ab 1934 und den konzeptionell darauf basierenden Typen Popular, Rapid, Favorit und Superb entwickelte Škoda eine neue, erfolgreiche Fahrzeuggeneration mit modernem Zenralrohrrahmen-Chassis, OHV-Motoren (ab 1937) und verfeinerte Technik. Auch die um 1933 massiv gesunkenen Produktionszahlen (1.607 Fahrzeuge) konnten wieder wettgemacht werden.

Škoda Popular

Mit dem Typ Popular erlebte Škoda auch einen gravierenden Sprung im Design der Fahrzeuge. Sie wirkten wesentlich flotter und schnittiger. Während der Produktionszeit in den Jahren 1934-1946 wurden die Populars alle mit Motoren von 903cm³-1089cm³ und einer Leistung 18-32 PS ausgestattet. Die Ausnahme bildet nur der Škoda Popular Sport-Monte Carlo mit einem 1385cm ³-Motor. Insgesamt wurden 19.121 Stück gefertigt.

Der 1098cm³ Motor sollte noch bis 1999 in leichte Nutzfahrzeuge der Firma TAZ in der Slowakei eingebaut werden und damit eine Zeitspanne von 61 Jahren überdauern. Auch das Chassis des Skoda Popular 1101 wurde bis Ende der Fünfzigerjahre erst mit dem Modellwechsel zum Octavia aufgegeben.

Škoda Rapid

Der Škoda Rapid (1935-1947) wies eine stärkere Motorisierung als das Modell Popular auf. Die Angebotspalette reichte vom 1386cm³ Vierzylinder mit 31 PS bis zum 2199cm³ Sechszylinder mit 60 PS. Insgesamt wurden 6.342 Stück gefertigt.

Škoda Favorit

Der Škoda Favorit (1936-1941) war eine hübsche viertürige Limousine, Sedan oder Combi (Ambulanz), sowie als Militärversion mit einem Vierzylinder von 1802cm³ und 38 PS sowie mit 2091cm³ und 55 PS. Die Produktion belief sich auf 223 Stück.

Škoda Superb

Der Škoda Superb (1934-1949) stellte das Flaggschiff der damaligen Fahrzeugpalette dar. Ausgestattet war das Modell mit Sechszylindermotoren von 55-85 PS bei 2492cm³ -3137cm³ oder dem Achtzylinder mit 96 PS bei 3991cm³ mit einer Spitzengeschwindigkeit von 135km/h und dem beachtlichen Verbrauch von bis zu 24 l/100 km. Ab 1938 wurden vorwiegend Motoren mit OHV Steuerung eingebaut. Insgesamt wurden Stück 2520 gebaut.

Die positive Entwicklung, die Entwicklung neuer Typen und die Schaffung zukunftsweisender Modelle wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen, der das zivile Herstellungsprogramm fast gänzlich zum Erliegen brachte. Neben der Herstellung einzelner Waffenteile wurden hauptsächlich verschiedene Arten von Kübelwagen, 4-Rad angetriebene Geländewagen sowie die schweren Schlepper RSO (ca.206 Stück) und PKW für den Militärdienst (z.B. Superb 3000 – KFZ 15) montiert.

Nutzfahrzeuge bei Škoda

Neben der PKW Produktion beschäftigte sich Škoda ASAP auch mit der Herstellung von Nutzfahrzeugen. Zwar wurde bis 1936 die Produktion von Nutzfahrzeugen ausschließlich auf den Standort Pilsen konzentriert, aber in den folgenden Jahren verlagerte sich die Produktion zunehmend nach Mlada Boleslav. Von 1929-47 wurden 15.777 Stück LKW und Omnibusse erzeugt. Im Jahr 1947 endet die LKW Produktion bei Škoda. Vom Typ 706 R und 706 RO wurden von 1946-1951 im Betrieb AVIA 7.877 erzeugt, dann wurde die Produktion von LIAZ fortgesetzt und es entstanden weitere 20 531 Stück.

Landwirtschaftliche Fahrzeug

Am Standort Pilsen wurden von 1928-1942 Traktoren für die landwirtschaftliche Verwendung erzeugt. Die Produktion umfasste den HT30 aus dem Jahr 1928, der einen Vierzylinderbenzinmotor mit 36 PS besaß und endete im Jahr 1942 mit dem HT40D mit 44 PS und einem Vierzylinderdiesel.

Text: Wolfgang Kramer