Jabberwocky
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Jabberwocky
TeilnehmerJaja, ich bin einverstanden 🙂 Ich werde Dir eine Personalnachricht schreiben, damit wir hier nicht off-topic sind.
Außerdem nur kurz: Ich drücke allen hiesigen Mitglidern die Daumen, damit Sie von der Überschwemmung möglichst wenig betroffen werden. Bei uns ist es eher schlecht, obzwar nicht so schlimm wie im Jahre 2002. Ich persönlich wohne auf einem Hügel und bin daher in Sicherheit, aber einer meiner Freunde musste seine Wohnung verlassen und übernachtet z.Z. bei mir.
Jabberwocky
TeilnehmerJaja, das weiß ich natürlich. Dein Heimatland heißt auf Tschechisch „Štýrsko“ und die Landeshauptstadt „Štýrský Hradec“ 🙂 Dort liegt unser König Ferdinand II. begraben. Er gehört zwar hierzulande nicht gerade zu den beliebtesten (Schlacht am Weißen Berg und die Dinge danach), aber immer ist er ja unser König gewesen.
Wie es scheint, liegen Deine und meine Denkweise ziemlich nahe zueinander. Auch ich bin eher ein Mitteleuropäer, eigentlich ein Monarchist. Ja, es gibt tschechische Monarchisten. Wir sind zwar wenige, aber wir existieren. Und ich fühle sehr stark, dass die Völker Mitteleuropas bloß zueinander gehören. Vielleicht nicht mehr sprachlich, aber kulturell ohne Zweifel. Und genetisch, naja – manche Österreicher waren früher Tschechen und alle Tschechen waren früher Österreicher 😉
Das mit den deutschen Namen ist bei mir so. Ich bin mir dessen bewusst, dass in Böhmen/Mähren/Schlesien die Deutschen gelebt und unserer Geschichte viel beigetragen haben. Leider ist es nicht mehr so, was eine komplizierte Sache ist, die mit Nationalismus und der daraus stammenden Katastrophe der gegenseitigen Beziehungen zusammenhängt. Das weißt Du gewiss. Aber obwohl ich Tscheche bin (soweit ich weiß, sind meine Vorfahren lauter tschechischsprechende Bauern gewesen), fühle ich es sehr stark, es ist zumindest eine Höflichkeitssache, die Ortsnamen in deutschen Texten auf Deutsch aufzuführen. Liberec mag auf Tschechisch Liberec sein, aber es ist für seine einstigen Bewohner Reichenberg gewesen, ist es immer so und die Geschichte kann und darf nicht gelöscht werden. Viel Böses wurde vor allem im 20. Jahrhundert angetan (und zwar von beiden Seiten), aber ich habe keine Lust, die Geschichte meiner eigenen Heimat zu leugnen. Also wenn ich deutsch spreche, sage ich ruhig, mein Škoda ist in Jungbunzlau hergestellt worden 🙂
Und Du hast Recht, man fühlt sich im Bereich der alten K.u.K.-Monarchie immer irgendwie zu Hause. Wenn ich z.B. in Wien in der Nähe von der Mariahilferstraße spazieren gehe, kommt es mir vor, ich befinde mich irgendwo auf den Königlichen Weinbergen in Prag. Und ich liebe die Bahnhofsgebäude. Wohin man auch kommt, sind sie immer die gleichen. Böhmen, Österreich, Galizien, Südtirol … immer dasselbe Bild 🙂 Und es gibt viel viel mehr.
Jabberwocky
Teilnehmer[b]codo:[/b] A ja, das sind die legendären Vorbesitzer, die fast nie gefahren sind, und wenn schon (nur bei schönem Wetter, bei Nässe gar nicht), dann haben sie jede Fahrt in ein Buch eingetragen. Das ist etwas zum Beneiden. Die Wagen sind dann wirklich wie neu. Ich habe von solchen Menschen auch schon gehört und ein paar Wagen gesehen. Der eine (das war ein Trabibesitzer, denke ich), der ist wirklich nur bei Sonne gefahren. Und wenn er unterwegs war und Regen kam, dann hat er den Wagen bloß abgestellt und gewartet, bis die Straße wieder trocken wurde. Der andere hat seine Familie nur auf dem Asphalt gefahren. Da sein Wochenendhaus auf einer Wiese gestanden, mussten die Familienmitglieder den Wagen immer verlassen, wenn er direkt zum Haus gefahren ist. Ein wenig närrisch, würde ich sagen, aber die Autos sind dann im besten Zustand, das muss man gestehen.
Das Foto gefällt mir sehr. Ist es ein Porsche auf der rechten Seite? Na, auch ein Hecktriebler… 🙂[b]skoda120styria:[/b] Jaja, so was habe ich gemeint. Ich habe davon einst mit einem Slowenen gesprochen und er hat mir damals gesagt, dass bei ihnen die Wagen für den Gebirgsverkehr irgendwie modifiziert werden. Es waren aber die Zastavas, meine ich, nicht die Škodas. Na, von sich selbst ist der 105-er wirklich kein Bergsteiger. Ich bin mehrmals im Riesengebirge and anderen unserer Gebirge gefahren und ja … mehr kriechen als fahren 🙂 Und es sind immer nicht die Alpen… Der 120-er mag besser dran sein, aber auch kein Wunder, denke ich. Also keine technische Wagenanpassung, sondern Fahreranpassung. Es kann auch helfen, die Heizung anzuschalten, aber das ist im Sommer höchst unangenehm.
Jabberwocky
TeilnehmerAlso erstens Hut ab! Ich staune nicht schlecht, wie weit Deine Kenntnisse über unser Land und unsere Geschichte reichen. Das ist im Ausland nur selten der Fall.
Und zweitens: Ja, auf der allgemeinen Ebene hast Du sicher Recht. Es gibt etwas wie kollektives Nichtbewusstsein und solche Bilder und Gefühle enthält es bei uns ganz gewiss. Wie es sich gerade bei den PKWs widerspiegelt, ist meines Erachtens komplizierter. Ich kenne z.B. einen ehemaligen Kommunisten, der ganz allgemein ziemlich „ostalgisch“ spricht, dennoch fährt er zufrieden einen Ford Focus und hat zu meinem Škoda etwas ähnliches gesagt: „Jaja, sowas hatte ich auch, und nie wieder, danke schön.“ Oder die Tatras. Der Tatra 603 war ein Regimewagen, in dem die Parteinomenklatur gefahren worden ist. Trotzdem ist der Wagen populär (und der neuere Tatra 613 auch) und ist in den letzten Jahren unglaublich teuer geworden. Sicher, eine völlig andere Wagenart, ein Designmeisterstück usw., aber trotzdem. Hier funktioniert die ganze Mentalitätssache offensichtlich anders. Aber wie ich gesagt habe, teilweise hast Du gewiss Recht. Die Einzementierung und Leichenruhe der 70-er und 80-er Jahre, die mit Zurückliegen verbunden waren, das sind starke Argumente. Übrigens, der 1000 MB war immer ein ziemlich moderner Wagen und sein Gegenstück im Westen war z.B. der VW Typ 3 oder manche Renaults. Das sind vergleichbare Wagen. Aber die Baureihe 742 auf der einen und der VW Golf auf der anderen Seite? Das trägt meiner Meinung nach auch dazu bei.
Einen schönen Gruss in die Steiermark 🙂Jabberwocky
TeilnehmerDer Käfer wird bei uns auch als Kultobjekt gesehen – Porsche, Hippies und viel mehr. Bei den Škodas hängt das Verhältnis vom Typ ab. Der 1000 MB ist ganz populär und wird auch ziemlich teuer verkauft. Damit hängt auch eine gewisse Nostalgie zusammen – die 60-er, „mein Opa hat ihn gehabt“, der Wagen ist schön usw. Beim Škoda 100/110 ist es schon weniger so und die 105/120 werden einfach als veraltete Schrotthaufen betrachtet. Es ist jedoch wahrscheinlich ganz natürlich. Sie sind zu jung, immer noch üblich und erinnern viele Menschen an die Zeiten, in denen sie nichts Besseres kaufen konnten. Aber es ist auch nicht immer so und nicht bei jedem.
Noch zu den gefährlichen Momenten: Erstens Überholung und zweitens auch Vorfahrt. Es gibt Fahrer, die dem Škoda bloß keine Vorfahrt geben wollen. „Der ist langsam, das schaffe ich noch…“ Und das kann wirklich schlimm sein.
[b]Erich.H:[/b] Das mit dem Anlächeln/Auslachen hängt vielleicht auch ein wenig mit der tschechischen Mentalität zusammen. Manchmal lacht man hier, wenn es auch gar nichts zum Lachen gibt, und der tschechische Humor kann falsch, unaufrichtig und grausam sein. Nur eine (selbst)anthropologische Bemerkung 🙂
Beziehungsweise, kennt Ihr diese Webseite? [url]http] Das ist vielleicht die größte Škodaliebhaberseite mit hunderten von Wagenprofilen und einem lebendigen Forum. Auf Tschechisch, natürlich… Aber man kann dort viele Fotos von schönen Wagen sehen 🙂
Jabberwocky
Teilnehmer[b]codo:[/b] Ahoj 🙂 Onkel Ferri sieht super aus! Wieso dass er nur 21 000 Km hat? Mein Škoda wurde nicht besonders viel gefahren, und trotzdem hat er während 33 Jahre ungefähr 104 000 Km gesammelt. Deine ältere Variante ohne Lüftungsschlitze und den Plastikspoiler ist übrigens seltener und bei uns auch als kostbarer gesehen.
Die Slowakei ist ein gutes Reiseziel – u.a. auch deswegen, dass es dort, ähnlich wie in Tschechien, die Ersatzteile immer noch gibt und dass, wenn etwas passiert, fast jeder zweite Dorfonkel oder Traktorist den Wagen reparieren kann. Ich werde Eure Seite seitens Veranstaltungen beobachten. Ihr wollt das Heimatland der Škodas besuchen, ich dagegen ein Land, wo diese Wagen möglichst unbekannt sind 🙂[b]skoda120styria:[/b] Danke! Ich bemühe mich, dem Wagen so viel Pflege zu widmen, wie er braucht und verdient… Aber wie ich geschrieben habe, der Karosseriezustand war schlimmer, als es auf dem Foto aussieht. Nachdem die Kotflügel heruntergenommen worden waren, fand man dieses: [img]http://www.skoda-oldtimer.at/wp/wp-content/uploads/423_100_3534_1.jpg[/img] Aber die Kur war erfolgreich und wir sind fast fertig für die kommende Saison.
Wie bewältigt Dein Škoda Eure Berge? Müssen die Wagen irgendwie technisch angepasst werden?Jabberwocky
TeilnehmerBei uns in Tschechien ist es ja ein wenig anders. Vor allem der Baureihe 742 kann man auf den Straßen immer noch begegnen und man hält diese Wagen nur selten für etwas Interessantes. Sie werden entweder von älteren Menschen, oder von Mitgliedern der niedrigeren sozialen Schichten gefahren und dem entsprechen auch die „Publikumsreaktionen“. Man muss auch zugeben, dass die meisten Exemplare in einem unbefriedigenden technischen Zustand sind, oft ausgesprochen gefährlich. Die Reaktionen sind also eher negativ. Ich persönlich habe zwei Wagen – den Škoda 105 S und meinen normalen Tageswagen Hyundai Sonata. Und es hängt tatsächlich vom Wagen ab, wie sich einige Verkehrsteilnehmer benehmen. Wenn ich im Škoda sitze, erlebe ich ab und zu gefährliche Momente, denn für den anderen Fahrer ist es nur ein „škodovka“, der keinen Respekt wert ist. Beim Sonata-„Schwertwal“, der 1600 Kg wiegt, sieht die Situation anders aus… Auch wenn man Škoda-Videos im Internet sucht, findet man sehr oft Aufzeichnungen, in denen eine Teenagergruppe den Wagen irgendwo auf dem Feld zerstört. Naja…
Während Veteranentreffen hört man das eine oder andere Mal auch abwertende Bemerkungen. „Das waren die schlechtesten Wagen.“ „Also diesen Wagen möchte ich nicht mehr.“ „Das ist auch ein Veteran?“ – alles genaue Zitate 🙁 Aber zumindest bei den engen 742-Modelen hat die Situation schon begonnen, sich zu ändern.
Also in Österreich sind die Škodas wahrscheinlich zu fremd, zu Ostblock und zu außergewöhnlich, bei uns dagegen zu alltäglich, zu gewöhnlich und ja auch zu Ostblock.
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