TAZ

Die Geschichte von TAZ


Škoda 1203, Škoda TAZ 1203, TAZ 1500, TAZ 1500 kat

Obwohl die Geschichte der Automobilwerke in Trnava selbst nicht kurz ist und bis in das Jahr 1917 zurückreicht, findet man heute, ob im Internet oder auch in Büchern, nur wenige Information darüber. Jedoch ist es mir gelungen ein altes, in 1986 geschriebenes Buch zu finden, nach dessen durchblättern hat mein Herz wieder ein bisschen nostalgischer geschlagen.

Das Buch heißt Ceskoslovenské automobily 1945 – 1985 (Tschechoslowakische Automobile 1945 – 1985), erschienen im Verlag der technischen und ökonomischen Literatur – alfa. Die Autoren, Ing. Eduard Drobný und Ing. Stanislav Minárík befassen sich hier mit der gesammte damalige Produktion von Automobilen in der CSSR. Das ganze Werk strahlt in einer wunderschönen sozialistischen Atmosphäre, was aber nicht wundern darf, ist es doch einem Anlass gewidmet: dem 40. Jahresjubiläum der Befreiung der Tschechoslowakei durch die Rote Armee. So besagt es zu mindest das Vorwort des Buches.

Betreffend TAZ findet sich im Buch folgendes:

Zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg war in der Slowakei nur wenig Industrie vertreten, um so weniger das Automobilgewerbe. Schon damals zählte jadoch die Stadt Trnava (nahe der Hauptstadt Bratislava – bemerk.des Autors) schon zu den slowakischen Industriezentren. Der dort angesiedelte Maschinenbau hatte eine langjährige Historie hinter sich.

Die Geschichte der Trnavské automobilové závody (weiter nur TAZ) beginnt mit drm Jahr 1917. Damals hat die Aktiengesellschaft Coburg in neugebauten Hallen des Werkes mit seiner Produktion in Trnava begonnen. Das Grundprogramm war die Metallurgie. Im Jahre 1934 erweiterte sich die Produktion um elektrische Gebrauchsgüter für den Haushalt und Kühlungsmaschinen.

Nach dem zweiten Weltkrieg hat das Unternehmen das Programm weiter ausgebaut und die Waschmaschinen Perex und Perobot und die Wirbelwaschmaschinen Em 120 und Em 122 ins Programm übernommen.

Zu den Automobilherstellern zählt TAZ seit 1964, als ein Teil der Automobilindustrie aus Tschechien in die Slowakei verlagert wurde. In Trnava landete so ein Teil der Produktion des Nationalunternehmen Praga und der Firma Tatra aus Koprivnice (Nesselsdorf). Angefangen wurde mit der Fertigung von Motoren für die Fahrzeuge Škoda 1202 und 1203, Motoren für den Gabelstapler Desta und für Feuerwehrspritzen. Es wurden auch alle Arten von Getriebe für die Motoren Š 1202 / 1203 gefertigt, die Achsen für die LKWs Praga V3S und die Maulkupplungen für die schweren LKWs von Tatra.

Seit 1. Jänner 1973 produziert das Unternehmen auch die Achsen für den Škoda 1203 und im Hinblick auf das Wachstum der Automobilindustrie wurde auch die Produktion des Pritschenwagens Š 1203 übernommen. Das Werk besitze damals auch eine Graugussgießerei, so waren alle Aufgaben der damaligen Fertigung lösbar.

Hier haben sich die Autoren des Buch in die Gegenwart (1986) vorgearbeitet, und beschreiben das damalige Programm. Es wahren mehrere Komponenten für die Kooperationsunternehmen, aber auch das Finalprodukt Škoda 1203 in verschiedenen Karoseriemodifikationen, weites die Aufbauten des LKW Tatra 815 für die Landwirtschaft im Programm. Produziert wurden überdies verschiedene Gussprodukte und auch die Kupplungen für schwere LKWs von Tatra und Liaz.

Der Škoda 1203 selbst war ein langjähriger Begleiter der Bevölkerung der CSSR und anderer befreundeter Länder. Bekannt als Škoda 1203, später TAZ Škoda 1203, und ab 1993 nur TAZ 1203. Im TAZ 1500 war ein stärkerer Motor montiert, seine ökologische Variante war der TAZ 1500 kat. Ungefähr im Jahr 1999 wurde die Produktion beendet und es folgte nur eine Stückfertigung in der tschechischen Firma Ocelot.

Der Wagen hat unterschiedlichste Rollen gespielt, seine Aufgaben dabei mühsam und meist bis zum Zerbersten seiner Karoserie erfüllt.

Ich zum Beispiel kann mich gut an meine ersten Kilometer mit diesem prachtvollem Gefährt erinnern, als wir mit meinem Schwager zusammen das Baumaterial für seine Wohnung transportierten. Der Kombi war olivgrün, mit unzähligen Dellen auf der Oberfläche, die mit grauer Farbe überstrichen würden. Unter der Windschutzscheibe stand “Level 42” grau angeschrieben. Wenn ich mich an das Beifahrer(todes-)sitz setzte und die Tür zugeschlagen habe, wurde ich gleich sicher und fest zwischen dem Motortunell und der Tür in der richtigen Fahrposition gehalten. Nach vorne konnte man auch nicht weit weg, denn da war die Vorderwand mit der Windschutzscheibe und jede großzügigere Bewegung in dieser Richtung hätte unangenehme Folgen für die Stirn oder das Knie. Aber der Škoda 1203 konnte alles Material, das man hinein geladen hat, mühelos schlucken und es spielte keine Rolle ob der Rahmen auf den Achsanschlägen auflag oder nicht.

Die ( Un-)Beliebtheit des Š 1203 beschreiben auch mehrere populäre Sprüche, die in der Tschechoslowakei das “harte” Leben erleichterten:

“Futuristische Karosserie, progressiver Motor, Jahrzehnte von Entwicklungsarbeiten – der Škoda 1203.”

“Der 1203 wird mal in Museum des Spaßes ausgestellt.”

oder auch mehr morbide Stücke:

“Der 1203 begleitet einen sein ganzes Leben lang, er ist mit dabei, wenn man als Neugeborener aus der Gebärklinik nach Hause gebracht wird und später wieder auf den Friedhof.”

Sollten weitere Informationen über die Produktion im TAZ gefunden werden, freue ich mich jederzeit auf Informationen:

Rastislav Kysucký

 

Škoda 1203 1968-1981 (Type 997/776)

Einziger Lieferwagen aus tschechoslowakischer Produktion. Die Type wurde im Werk Vrchlabí in einer Stückzahl von 69.727 gefertigt.  Motorisch ist der Lieferwagen ident mit dem 1202. Es wurden die Versionen: Lieferwagen, Minibus, Ambulanz, Leichenwagen und Pritschenwagen gefertigt. Ab 1981 wurde die Produktion zu TAZ Trnava in den slowakischen Teil verlagert, wo der Wagen mehr oder weniger unverändert bis 1999 vom Band rollte.

 

Technische Daten: TAZ 1203 bzw. TAZ 1500

Vierzylinder Reihen-Benzinmotor OHV , vorne längs eingebaute (aus den Modellen Octavia)

Hubraum: 1221-1433 cm³

Leistung: 47-57 PS bei 4600 U/min

Drehmoment: 88 Nm bei 3000 Umdrehungen

Kompression: 7,5-8,5

Bohrung: 72 mm

Hub: 75-88 mm

Hinterradanrieb

Höchstgeschwindigkeit: 95-115 km/h

Länge: 4520 mm

Breite: 1800 mm

Höhe: 1900 mm

 Wolfgang Kramer